Mark Lilla beschäftigt sich mit reaktionären Philosophien, mit der historisch-politischen Figur des Reaktionärs und mit der Kraft der politische Nostalgie. Der Reaktionär sehnt sich nach der intakten Welt eines eingebildeten Goldenen Zeitalters zurück. Die Reaktion ist ein Stiefkind der Geschichte, die Revolution hat ihr den Rang abgelaufen. Was Revolutionen auslöst, zu ihrem Erfolg oder Scheitern führt, wurde umfassend analysiert. Über Reaktion als politisches Phänomen wird hingegen kaum geforscht und diskutiert. Wir begnügen uns mit der Feststellung, dass reaktionäres Denken in Ignoranz und Uneinsichtigkeit wurzelt. Mark Lilla setzt dem eine andere Sichtweise entgegen: Jeder grössere soziale Wandel bedeutet für einen Teil der Gesellschaft die Vertreibung aus einem Paradies, das nostalgisch verklärt wird. Die Grundbefindlichkeit des Reaktionärs ist die politische Nostalgie und die Sehnsucht nach dem vermeintlich verlorenen Paradies.
Lilla seziert in seinem erstmals ins Deutsche übertragenen Buch reaktionäre Denk- und Handlungsmuster und kommt entlang Denkern wie Franz Rosenzweig oder Eric Voegelin und Denkströmungen von Luther bis Mao zum Schluss, dass Reaktion eine prägende historische Kraft ist. Sie bedarf heute mehr denn je einer intellektuellen Auseinandersetzung.
Denn nur wer die Reaktion versteht, kann gegen sie ankämpfen.
Details
Seitenanzahl: 144
Format 15 x 22 cm
Buch, Broschiert
ISBN: 978-3-03810-323-3
Erscheinungsdatum 01.05.2018
«Ideenhistoriker wie Joachim Ritter oder jüngst Mark Lilla betonen den nostalgischen Zug im Charakter reaktionärer Geister.» Christian Marty, Neue Zürcher Zeitung, 3.5.2019
«Nun verweist der Ideenhistoriker Mark Lilla in seinem neusten Buch […] gewiss zu Recht darauf, dass reaktionäre Haltungen zurzeit an Popularität gewinnen und […] reaktionäre Kräfte zu jenen Mächten gehören, die zu den Feinden der offenen Gesellschaft zu zählen sind.» Christian Marty, Neue Zürcher Zeitung, 3.5.2019
«Der reaktionäre Populismus der Gegenwart offenbart sich als eine Politisierung von Nostalgie.» Nils Markwardt, Philosophie Magazin, 6. Oktober 2018
«Lilla beschreibt auch die Strömung des Theokonservativismus innerhalb der amerikanischen Rechten, die traditionalistische Katholiken, Evangelikale und neoorthodoxe Juden verbindet, oder die politische Theologie der europäischen und amerikanischen Linken, die seit den 1990er-Jahren den Völkerapostel Paulus zum Vorbild nimmt. Fazit: In der Politik und in dem sie nährenden Denken weht der Geist der Reaktion ungehemmt.» Michael Meier, Tages-Anzeiger, 29.9.2018
«Die Rechten wollen die Verbrechen der Vergangenheit kleinreden und ignorieren, und das darf die Linke nicht zulassen. Gleichzeitig muss sie begreifen, dass man in eine Nation hineingeboren wird und sich mit ihr identifizieren muss, um sie vor falschem Patriotismus zu schützen und sie zum Besseren zu verändern. Eine große und demokratische Nation braucht Identifikation, ich kann daran nichts Falsches erkennen.» Mark Lilla im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Fragen stellte Max Tholl, 28.9.2018
«So stellen die alten und die jungen Reaktionäre, die Reaktionäre von links und von rechts mal nachdenklich und mal plump die große Frage, die den Kern bildet dieses anregenden Buches: Moderner Mensch, sag an, wie hast du’s mit der Freiheit?» Alexander Kissler, Cicero, 2018-09
«Mark Lilla ist ein Denker, der nicht nur gerne zwischen den Stühlen zu sitzen kommt, sondern dieselben auch noch auf ungewohnte Weise anordnet. Der sagt, Reaktionäre seien Radikale – und sie könnten interessant sein.» Katharina Döbler, Deutschlandfunk Kultur, 6. August 2018
«Dieses neue Büchlein – grandios von Elisabeth Liebl übersetzt – ist lehrreich, faszinierend und schillernd; es ist anspruchsvoll, ohne verschwurbelt daherzukommen. Es ist eine reine Freude und dringende Leseempfehlung!» Ellen Kositza, Sezession, August 2018
«Während sich Hoffnung als falsch erweisen kann, lässt sich nostalgisches Denken kaum widerlegen. Und während der revolutionäre Geist heute weitgehend erloschen ist, ist der Geist der politischen Nostalgie eine höchst aktuelle historische Kraft. Mark Lilla hat recht: Wir sollten ihn kennen.» Kathrin Meier-Rust, Bücher am Sonntag, 24. Juni 2018
«Reaktionäre glauben, dass uns nur eine Apokalypse retten kann. Wenn man mit Trump-Anhängern spricht, sagen sie oft übereinstimmend: Wir haben Trump gewählt, weil wir die Dinge zertrümmern wollten. Aus dieser Reaktion spricht eine apokalyptische Haltung.» Mark Lilla im Gespräch mit Barbara Bleisch, Sternstunde Philosophie SRF1, 17. Juni 2018
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